"Perry Rhodan: Das grösste Abenteuer"
von Andreas Eschbach

Inhalt:

Wir erleben die Auswanderung der Großeltern aus Deutschland, Perry Rhodans Kindheit und dessen Freundschaft zu Leroy, den Ereignissen um den fiesen "Tin Can" (die auch im Perry Rhodan Heft  Nr. 1177 "Der Junge von Case Mountain" Thema war). Danach folgen wir Perry Rhodans Weg in der Militärakademie, zum Risikopiloten und später zum Piloten der STARDUST, die dann 1971 auf dem Mond landet und dort auf die Arkoniden stößt.

Persönliche Meinung:

Da ich so zwiegespalten bin werden meine Anmerkungen dieses Mal etwas ausführlicher. Ich habe auch länger mit mir gehadert. Weil ich auch schon andere Rezensionen oder Diskussionen im Forum gelesen habe. Bin ich jetzt der Einzige, der etwas kritischer das Werk betrachtet? Da bin ich jetzt echt am zweifeln.

Was mir gefallen hat:

Andreas Eschbach hat mich aufs Glatteis geführt. Aber so was von. Ich habe bei den alten weißhaarigen Mann, der in Perry Rhodans Kindheit und später in seiner "Findungsphase" auftaucht, an ES gedacht. Falsch. Es war ein anderer Charakter aus dem Perryversum, der mir aber auch dort sehr sehr gut gefällt.

Dazu gibt es zahlreiche Anspielungen auf die Serie. So Eastereggs. Obwohl kitschig aber trotzdem schön ist der Ort, aus dem die Großeltern nach Amerika auswandern: Scheernsting.

Eine Hommage an Clark Darlton (Walter Ernsting) und K.H. Scheer, die die Serie aus der Taufe gehoben haben.

Die Zeit in der Akademie, dem Flugtraining, die Zeit in Vietnam, die STARDUST Vorbereitung etc. Und das Einbinden des Apollo Programmes hat für so manches davor entschädigt.

Das alles war mir persönlich aber zu wenig Neues.

Es liegt aber auch daran, dass das "Ende" ja schon festgelegt ist: Der Flug zum Mond und das Treffen der Arkoniden.

Als großer Perry Rhodan Fan habe ich jetzt die Story schon 4 Mal gelesen:
1) Die Heftversion der Erstauflage
2) Die gestraffte Version der Silberbände
3) Die Perry Rhodan NEO Variante
4) Die Version von Andreas Eschbach

Wobei sich Herr Eschbach ja nur im Stil und nicht im Inhalt Veränderungen vorgenommen hat.

Was mir nicht gefallen hat:

Der Erzählstil. Da kann man aber eigentlich auch dem Autor keinen Vorwurf machen: Er schlüpft nun mal in die Rolle des allwissenden Erzählers, was ja auch bei einer Biographie Sinn macht. Wobei die Figur wieder ein schöner Schachzug ist. Perry Rhodan Lesern wird schnell klar, wer da die Biographie schreibt.

Aber genau dieser Stil kommt manchmal, meiner Meinung nach "oberlehrerhaft" rüber. Ich habe in der Schule oder teilweise noch selber die Rassentrennung und Martin Luther King, den kalten Krieg, die Ermordung Kennedys usw. miterlebt. Daher kamen mir die Erklärungen unnötig vor. Aber für die jüngeren Leser war das notwendig, um die Ereignisse einordnen zu können.

Und dann hatte das Buch - meiner Meinung nach - arge Längen. Die Jugendzeit hätte man auch kürzer hinbekommen. Und der Schluss, der ja bekannt ist, hätte man auch straffen können. Dafür wäre mehr Akademiezeit besser gewesen.


Was mich auch etwas gestört hat ist das Perry Rhodan wirklich überall seine Finger im Spiel hatte: Er trifft Martin Luther King, ist bei den Pariser Studentenunruhen dabei usw. Das hat bei mir teilweise zu sehr aufgesetzt geklungen. Es war ja kein Namedropping. Aber bei Forest Gump hat es besser funktioniert. Und aus seiner Zeit im Vietnamkrieg hätte man auch noch mehr machen können. Gerade da hätte Perry Rhodan noch mehr Lernen und sein Handeln überdenken können. Eigentlich ist er in dem Buch gar nicht mal so gereift, wie ich mir das gedacht hätte. Vieles sind eigentlich nur Bestätigungen seines Charakters.

Und dann gab es so Szenen, die waren sehr vorhersehbar. Ein Beispiel mit einem Kleinen Spoiler: Wer ist in einem Fischrestaurant Steak? Wer ist Fisch? Und wer bekommt die Fischvergiftung? Und wer landet beim ersten Mal auf einem Flugzeugträger?

Fazit:

Alles im allem ein solides Buch, was mich aber doch etwas enttäuschend zurück gelassen hat. Für mich hat das Konzept: Die reale Weltgeschichte mit der des Perryversums zu verknüpften nicht ganz hingehauen.

Ich habe mehr erwartet, weil ich die Gastromane von Andreas Eschbach in der Erstauflage immer wieder gerne lese.

Und für mich bleibt am Ende die Frage: Was soll ich einem Neuleser denn jetzt raten? Wo sollen die jetzt weiter machen? Mit der frühen Erstauflage auf jeden Fall nicht. Da war der Perry nicht so, wie er im Roman von Eschbach ist - oder in der späteren EA oder gar in NEO. Früher hat man auf Bomben und nicht auf Diplomatie gesetzt.  Eigentlich ist er wie aus dem Heftroman 3000.


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